"Blue Meetings"

„Je digitaler die Umgebung, desto menschlicher die Aktivitäten“

AUSTRIAN CONVENTION BUSINESS MAGAZIN (PRINT 2020/02)

Bild: © Linz Tourismus/Robert Josipovic

Der Linz Tourismus hat mit seinem Konzept der „Blue Meetings“ bereits vor Jahren neue Wege beschritten – sie sind heute aktueller denn je 

Die Zukunft kann niemand vorhersagen. Aber sie lässt sich erfühlen. Und so entwickelte der Linz Tourismus unter seinem Direktor Georg Steiner bereits vor sieben Jahren die Idee der „Blue Meetings“. Es handelt sich dabei um die Weiterentwicklung von Tagungen durch Verbindung von Gedankenaustausch und Dialog mit einer dafür thematisch passenden Umgebung. Steiner: „Linz, die Creative-City direkt an der Donau, eignet sich besonders gut, um diese neue Event-Philosophie erlebbar zu machen.“ 

Die Anregung dazu stammt aus dem Bereich der Architektur, in der „blue architecture“ zum fixen Bestandteil einer neuen Richtung geworden ist. Georg Steiner: „Bauten sollen nicht nur auf ihre Zweckmäßigkeit und nüchterne Funktionalität reduziert werden, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit in den Mittelpunkt stellen.“ Ein Paradebeispiel dafür stellt das „Blue House“ in Amsterdam dar, in dem KünstlerInnen, ArchitektInnen, PhilosophInnen, SchriftstellerInnen und SchülerInnen unterschiedlicher Nationalitäten eine Zeit lang miteinander leben und arbeiten. Steiner: „Gedankenaustausch und der Dialog miteinander sind dabei wichtige Aspekte, ebenso die Umgebung.“

Dieses Konzept transferierte Linz in den Tagungsbereich. Georg Steiner: „Unter ‚Blue Meeting‘ verstehen wir die Informationsaufnahme auch durch Intuition in der Wahrnehmung.“ Ziel ist es, Rahmenprogrammen und dem zwischenmenschlichen Austausch beim Kennenlernen von Stadt und Region mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wobei es nicht um beliebige Events und exklusive Dinner geht, sondern um themenbezogene Impulse. Steiner: „Diese können auch beim Essen durch Geschmackserweiterungen mit neuen Gerichten stattfinden. Inputs an ungewöhnlichen Orten in der Natur, bei Sport oder Kultur sollen im Idealfall einen Perspektivenwechsel bewirken.“

Ein Beispiel für unique Rahmenprogramme ist das Treffen mit „Linzer Originalen“. Georg Steiner: „Von einer Reise bleibt wohl die Begegnung mit faszinierenden Leuten stärker im Gedächtnis, als die Denkmäler.“ Im Mittelpunkt stehen dabei Menschen, die Linz prägen. Heuer im Juli gab es dazu eine Veranstaltungsreihe des Kepler Salons mit dem Linz Tourismus. An vier aufeinanderfolgenden Montagen gab es Gesprächsrunden mit dem Physiker Niyazi Serdar Sarıçiftçi (ein Visionär in Sachen Solarenergie), der Schriftstellerin und Menschenbeobachterin Anna Weidenholzer, der Porträtfotografin Zoe Goldstein sowie mit der Sängerin und Gastronomin Alexandra Pervulesko. Wer nicht vor Ort war, konnte via Online-Stream teilnehmen. 

Mensch, Ort und Programm 

Das Linzer „Blue Meeting“-Konzept besteht aus drei Ebenen: Mensch, Ort und Programm, welche für den Erfolg der Veranstaltung optimal aufeinander abgestimmt werden sollten. Stichwort Mensch: TagungsteilnehmerInnen sind zu unterschiedlichen Tageszeiten verschieden aufnahme- und leistungsfähig. Georg Steiner: „Der Mensch ist keine Maschine, die nach Belieben mit Information versorgt werden kann. Wer den Teilnehmer als Mensch berücksichtigt, hat schon viel getan.“ 

Ähnliches gilt für Tagungsorte. Geschlossene Räume ohne Tageslicht und mit Mangel an Frischluft kommen bei „Blue Meetings“ nicht vor. Bei ihnen wird der Ort vielmehr auf den Menschen abgestimmt. Steiner: „Grünpflanzen machen die Location lebendig, bewusst eingerichtete Gesprächsplätze sind Vernetzungsorte, Sonnenlicht in den Pausen erhöht die Aufmerksamkeit.“ 

Abgerundet wird dies durch die Programme. Mit der Linzer „Blue Meeting“-Strategie wurden starre Programmabläufe aufgebrochen. Dadurch wecken ungewöhnliche Impulse Neugierde. Für Entschleunigung der TeilnehmerInnen sorgen eine frühere Anreise oder eine Verlängerungsmöglichkeit des Linz-Aufenthaltes. Und die eigentlichen Programme werden durch Netzwerkformate gelockert. 

Die DNA der Erneuerung

„Uns war es immer wichtig einen anderen Zugang zu finden, als den lehrbuch-mäßigen Tourismus, der durch das Festhalten an alten Abläufen ins Gerede gekommen ist“, so Steiner. Diesen Weg setzt die UNESCO City of Media Arts fort.  

Die Krise hat auch einen kreativen Prozess ausgelöst. Einige Locations und Hotels haben renoviert. Ungewöhnliche Angebote ein mobiler Event-Space, Weihnachtstrucks, spielerische Stadtvermittlung und Dienstleistungen für hybride Events entstanden. Neue Erlebnispakete und Touren mit jungen LinzerInnen werden demnächst angeboten, denn einzigartige Programme abseits von ausgetretenen Pfaden sind wichtiger denn je.

Die Begegnungen in der Zukunft ist nicht nur exklusiver, sondern auch intensiver ist Georg Steiner überzeugt: „Je digitaler, desto menschlicher müssen Aktivitäten werden. Digital haben wir am Handy. Wir zeigen deshalb: hier sind Menschen, hier arbeiten Menschen und hier tagen Menschen.

Links

Kongressinfos Linz: linztourismus.at/business

Smarte Locationsuche: linztourismus.at/locations

Menschen-Spots: youtube.com/VisitLinz

Video-Gesprächsreihe: kepler-salon.at

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